The flyshaker – der Fliegen-Wegzuck-Muskel

Einigen von Euch sind sie sicher schon aufgefallen: Bei vielen Pferden ist jetzt im Sommer/Spätsommer entlang der Schulter, etwas unterhalb des Widerrists, eine wellenförmige Linie zu sehen. Bei genauem Hinschauen sieht man bei vielen Pferden eine zweite solche Linie schräg von der Sattellage zur Flanke laufend. 
Diese Linien werden weder, wie oft vermutet, durch Fett oder angestaute Lymphflüssigkeit gebildet, sondern sind die oberen Konturen der ‚Flyshaker‘, der Fliegenabwehr-Muskeln M. subcutaneus omobrachialis und M. subcutaneus trunci. 

Deutlich zu erkennen: die wellenförmige Kontur des M. subcutaneus omobrachialis.
Deutlich zu erkennen: die wellenförmige Kontur des M. subcutaneus omobrachialis, dem vorderen Flyshaker.

Die Aufgabe dieser Muskeln ist tatsächlich die Insektenabwehr: Lässt sich eine Fliege auf der Haut über dem Muskel nieder, löst sie einen Haut-Reflex, den Panniculus-Reflex, aus, die Haut zuckt und die Fliege fliegt weg. Dieser Reflex ist unwillkürlich, d.h. dass Pferd denkt nicht darüber nach, ob es zucken soll oder nicht, sondern die Reaktion erfolgt automatisch. Angesichts der Hartnäckigkeit von Fliegen und Bremsen ein Glück… 

Bei diesem Pferd sieht man sowohl an der Schulter als auch vor der Flanke die Konturen der Flyshaker sehr gut.
Bei diesem Pferd sieht man sowohl an der Schulter als auch vor der Flanke die Konturen der Flyshaker sehr gut.

Der hintere Flyshaker, der M. sucbutaenus trunci, endet seitlich übrigens ca. dort, wo ein normal langer Schweif gerade noch hinreicht 🙂 Bauchwärts reicht er allerdings bis zur Flanke – genau genommen bildet der Hautmuskel die Flankenfalte – und sendet sogar Fasern ans Knie und Hinterschenkel. Nach vorne überdeckt er teilweise die Gurtlage und häufig sogar Teile der Sattellage. 
Der vordere Flyshaker, der M. subcutaneus omobrachialis, setzt gemeinsam mit dem M. latissimus dorsi am Oberarm und entsendet sogar Fasern in die Schultergelenkskapsel.

Fazit für uns: Unser Schenkel liegt beim Reiten auf einem Bereich, welcher das feine Gewicht einer Fliege spürt. Sattel und Gurt oder Longiergurt liegen ebenfalls teilweise in diesem Bereich. Es gibt immer wieder Pferde, die sich an den Reiz eines reibenden Equipments nicht gewöhnen können und ihre Reflexe nicht unterdrücken können. Neben den faszialen Zusammenhängen gibt es eine nahezu direkte muskuläre Verbindung von der Hinterhand zur Vorhand, von Knie zu Schulter.

 

 

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