Unser Ziel: ein gesundes, sich effizient bewegendes Pferd
Ziel der ganzen Arbeit ist es ja, unserem Pferd zu zeigen, wie es sich möglichst effizient und gesunderhaltend mit uns über einen Reitplatz oder im Gelände bewegen kann. …neben der Freude, einfach Zeit mit ihm zu verbringen und zu sehen, wie es und wir uns mit ihm entwickeln.
Dazu arbeiten wir zwangsläufig mit Rhythmus und Takt. Wenn ein Lebewesen, egal ob Pferd, Hund, Fisch oder Mensch, sich rhythmisch fortbewegt, spart es extrem viel Energie und reduziert verschleißende Effekte auf Knochen, Faszien und Muskeln. Ihr kennt das vielleicht, wenn Ihr beim Joggen im Fluss seid und das Gefühl habt, einfach vorwärts zu schwingen. Dann braucht Ihr kaum noch Kraft, das Atmen fällt leicht und Euer ganzer Körper fühlt sich warm und gut an. In diesem Momenten bewegt Ihr Euch zu einem großen Teil aus Eurem Fasziensystem, dies lässt Euch elastisch Vorwärtsfedern, während Eure Muskeln vergleichsweise wenig Kraft benötigen, um Euch am Laufen zu halten und Euch zu stabilisieren. Dieses mühelose, leichte Gefühl möchten wir auch für unser Pferd erreichen.
Die Grundlage dafür ist Losgelassenheit. Unser Pferd soll sich in der Bewegung entspannen, sich in seinem Körper wohlfühlen. Aus der Losgelassenheit können seine Muskeln locker an- und abspannen, um den Körper im Rhythmus zu halten und zu stabilisieren.
Im Idealfall habt Ihr das Gefühl, Euer Pferd läuft so rund wie ein gut geöltes Rad, dem Ihr nur im richtigen Moment einen kleinen Impuls geben müsst, damit es weiterläuft.
Was macht jetzt eine Stange?
Im Verlauf der Stangenarbeit kommt also nach dem Krafteinsatz das Training der Koordination und Propriozeption
- um eben diese unverhältnismäßige Kraftanstrengung schleunigst zu vermeiden.
Und genau das ist es auch, was wir uns intuitiv wünschen: Das unser Pferd möglichst leicht und mühelos über die Stangen federt. Eigentlich wollen also wir und der Pferdekörper das Gleiche: Mühelosigkeit und Leichtigkeit.
Wie kommen wir zu dieser Mühelosigkeit und Leichtigkeit?
Da der Pferdekörper das Gleich möchte wie wir, wieder mit der Devise ‚In Ruhe lassen und möglichst wenig stören‘.
Lasst Euer Pferd erst einmal einige Male über eine Stange im Schritt gehen. Wenn es das ohne Ruckeln im Bewegungsablauf und Anklopfen oder Stolpern schafft, könnt Ihr entweder eine zweite Stange im Schritt dazu nehmen oder die einzelne Stange im Trab angehen. Über die lasst Ihr Euer Pferd dann 4, 5 Mal traben, dann macht Ihr eine Schrittpause und einen Handwechsel und geht die Stange von der anderen Seite 4, 5 Mal an. Die beiden Gehirnhälften Eures Pferdes sind nicht so gut vernetzt wie bei uns Menschen; deshalb ist die neue Schubkarre auf dem Reitplatz auf der rechten Hand noch einmal genauso gruselig wie vorher auf der linken und die Stange von der anderen Seite wieder eine kleine Herausforderung.
Korrigiert Euer Pferd dabei so wenig wie möglich. Ihr gebt ihm den Weg – über die Stange – und den Temporahmen – alles zwischen langsamem und flottem Trab ist erlaubt – vor. Innerhalb dieser Parameter darf und soll es sich ausprobieren, das ist Teil des Lernprozesses.
Hilfe durch Takt und Zuversicht
Eine große Hilfe ist es, wenn Ihr Eurem Pferd den Takt vorsagt, schnalzt oder singt, wie ein Metronom, an dem es sich orientieren kann. So lange es nicht durchpariert oder hektisch zu rennen beginnt, korrigiert Ihr das Tempo nicht, sondern begleitet es mit Eurem Takt und ruhiger Zuversicht. Stellung und Biegung sind Euch in dieser Phase auch egal; sollte Euer Pferd stark von der Linie abweichen und im Halsansatz abknicken, könnt Ihr ihm Hütchen oder Dualgassen als Orientierung aufstellen.
Egal wie gut oder schlecht es anfangs klappt, gebt Eurem Pferd das Gefühl, dass alles in Ordnung ist und es seine Sache super meistert. Dann wird es ganz schnell entspannen und sich loslassen – und in Folge leicht und geschmeidig über die Stange traben.
Wenn es mit einer Stange fluffig klappt, könnt Ihr eine zweite dazu legen und das Spiel wieder von vorne beginnen: ganz in Ruhe einige Male über die Stangen traben lassen, Schrittpause, Handwechsel und wieder in Ruhe über die Stangen. So kann der Körper sich ausprobieren, lernen und sich optimieren.
Stangentraining - aber sicher!
Ganz wichtig bei jedem Stangentraining, ist eine gute Fixierung der Stangen. Egal wie fortgeschritten Euer Pferd ist, kann es sich während der Arbeit doch einmal verschätzen oder erschrecken. Wenn es dann über die Stange stolpert oder auf sie tritt, ist es sehr wichtig, dass diese an Ort und Stelle liegenbleibt und nicht unter dem Pferd weg oder ihm in die Beine rollen kann.
Die einfachste Möglichkeit ist, Verkehrshütchen auf die Stangenenden zu stecken. So kann die Stange nicht wegrollen, sollte Euer Pferd versehentlich über die Stange stolpern oder auf sie drauf treten.